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Marathon - Der wilde Fenchel

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2016-08-19 2019-06-14 19.08.2016

Endlich hatte der Wind nachgelassen. Seit Wochen blies er schon, und mit ihm hatte der Herbst begonnen. Besonders unnachgiebig bekam man ihn auf der Straße zum alten Bergdorf mit der offenen Seite zum Meer zu spüren. Aber möchte man den Fenchel im Bild festhalten, so muss es absolut windstill sein. Der leiseste Hauch bewegt die dünnen Stängel hin und her, und je reifer die Samen werden, desto schwerer die Dolde. Und der wilde Fenchel steht nun einmal gerne an exponierter Stelle, am besten entlang der Wege und Straßen. Es scheint, als liebte er die Winde.

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„Marathon“ heißt er im Lande der Hellenen, in Griechenland, in meiner zweiten Heimat. Er ist nach dem Ort benannt, an dem damals vor etwa 2500 Jahren der Sieg über die Perser errungen wurde. Die Sportler der Antike, so sagt man, versuchten, dem Läufer, der die gute Nachricht nach Athen überbrachte, nachzueifern: Sie stärkten sich mit riesigen Mengen des Fenchels, der auch damals sicher entlang des Weges wuchs. Noch heute ist der Marathonlauf eine sportliche Disziplin, festgelegt auf genau 42,195 km, was der Strecke zwischen Marathon und der Hauptstadt Griechenlands entspricht.
Heute spielt der Fenchel in der Zubereitung von Speisen und dem bekannten griechischen „Ouzo“ eine ganz wichtige Rolle.
Die feinen gefiederten Blätter, die an Dill erinnern, finden Verwendung in der griechischen Küche. Sie aromatisieren die unterschiedlichsten Gerichte und machen sie verträglicher: z.B. Artischocken-Puffbohnen-Gemüse, gefüllte Weinblätter, Tintenfischzubereitungen und vieles andere mehr. Auch den Gurkensalat mit Joghurt und Knoblauch, das sogenannte „Tzatziki“, wird im Frühjahr damit gewürzt. Dann sind nämlich die frischen, zarten Triebe, die wie wild büschelweise überall hervor sprießen, am saftigsten.
Die Samen, die erst im Herbst reifen, werden für Fencheltee und für den berühmten „Ouzo“ gebraucht. Jede Gegend hat ihr eigenes Ouzo-Rezept, und daher gibt es Unmengen von Sorten. Meist sind Anissamen die Grundsubstanz für das typische Aroma dieses Schnapses. Es werden aber auch Fenchelsamen, Sternanis, Kardamon, Koriander u.a. Gewürze zugesetzt.
Er wird bei Einladungen als Aperitif getrunken, um den Appetit anzuregen. Er wird nach dem Essen angeboten, um die Verdauung zu fördern. Er wird in den „Ouzerías“, - das sind ganz spezielle Gaststätten, zu denen man eigentlich nur wegen des Ouzos geht, und nicht zum Sattwerden,- serviert, zusammen mit kleinen Vorspeisen. Dann sitzt man dort und diskutiert über „Gott und die Welt“ oder bespricht Wichtiges, auch Geschäftliches. Da sammeln sich oft die kleinen „Ouzo“Fläschchen an und die Mezés bleiben unberührt. Oder man geht hin, um das Treiben zu beobachten und die Atmosphäre zu genießen. Dann sammeln sich auch manchmal die vollen Ouzofläschchen an, aber die Vorspeisenteller werden leer abserviert. Solche Ouzerías , speziell die traditionell gewachsenen, haben ein besonderes Flair. Unter einer großen alten Platane sitzend, könnte man dort Stunde um Stunde verbringen….
Wer das griechische Nationalgetränk mit etwa 40 % Alkohol nicht pur trinken möchte, kann sich in einem größeren Glas den Ouzo mit Wasser verdünnen, wobei er dann das typisch milchige Aussehen bekommt. Aber ganz gleich wie er getrunken wird, wird er seine Wirkung nicht verfehlen, die unter anderem auf den Fenchel zurückzuführen ist.
Auch in so manchen Haushalten Deutschlands hat der Ouzo inzwischen Einzug gehalten. Gerade an trüben, dunklen Novembertagen, wenn draußen der Wind ums Haus fegt und der Regen peitscht, mag er vielleicht so manche Urlaubserinnerungen wecken, Erinnerungen an ein sonniges Land …. Oder er wird gerade zur weihnachtlichen Schlemmerzeit bei einem übervollen Magen geschätzt. Allerdings wären in diesem Falle ein Spaziergang - es müssen ja nicht gleich 42 km sein ….- oder ein Fencheltee zur besseren Verdauung und zur Beruhigung des Magens dem Alkohol sicherlich vorzuziehen.

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